Freitag, 6. Oktober 2017

Wie wir in Aktien investieren..

Aus unserem Aktionärsbrief vom Juni 2017:


1. Versteckte Juwelen
Hierzu gehört z.B. die im Zeitraum März 2015 bis Februar 2016 erworbenen El. En Aktien von einem Unternehmen, das Laseranlagen (insbesondere für medizinische Anwendungen z.B. Entfernungen von Tattoos) herstellt. Wir hatten für rund EUR 2 Mio. Aktien erworben. Der Unternehmenswert war unserer Meinung nach günstig: Er betrug weniger als das 7-fache des operativen Gewinnes (EBIT), trotz einer Eigenkapitalrendite von 10 % und eines EBIT Wachstums von rund 8 % p.a. in den letzten 5 Jahren. Warum war der EBIT Multiplikator trotz des Wachstums der Gesellschaft so niedrig? Zum einen gab es im Februar 2016 eine Schwächephase im Markt, vorwiegend bei italienischen Titeln, des Weiteren enthielten die offiziellen Zahlen noch nicht den Verkaufserlös von Anteilen an einer amerikanischen Aktiengesellschaft (Cyanusure). Mittlerweile haben wir die Aktien mit einem Gewinn von EUR 2,64 Mio. verkauft. Leider findet man solche Juwelen selten und im Nachhinein betrachtet haben wir hier natürlich viel zu wenig investiert.

2. Weltweit billige Aktien
Viele Aktien weltweit sind nicht grundlos billig, da sie politischen und/oder Währungsrisiken unterliegen und häufig zyklisch sind. Letztendlich sind solche Beteiligungen eher spekulativ, da eine sorgfältige Analyse in der Regel nicht möglich ist. Wir haben es trotzdem versucht und damit im Durchschnitt Geld verloren. Allerdings kann man mit einem verfeinerten Filter (kostenlos und gut z.B. „Global FT Screener“) durchaus Geld verdienen, wie unsere weiteren Investitionen gezeigt haben.

So haben wir z.B. erfolgreich nach folgenden Kriterien gefiltert: Entwickelte Industrieländer mit niedrigem EBIT-Multiplikator <7 und dauerhaft hoher Eigenkapitalrendite (>12 %) bei gleichzeitig geringer Verschuldung (< 50 % Eigenkapital). Wir haben hier in regelmäßigen Abständen jeweils zehn solcher Werte mit gleicher Gewichtung gekauft. Dabei haben wir Immobilien, Bank- und Rohstoffwerte ausgeklammert und je nach Land eine bestimmte Höchstzahl von Werten festgelegt. In den letzten Jahren überwiegen dabei kleinere japanische Unternehmen aufgrund der im internationalen Vergleich sehr hohen Kassenbestände, die den Unternehmenswert (Marktkapitalisierung zuzüglich der Nettokasse) erhöhen.

Wenn man die Gesellschaften nicht gut genug einschätzen kann, sollte man z.B. Aktien, die eine vorher bestimmte Verlustschwelle überschreiten (z.B. -30 %) einfach verkaufen, Gewinnbringer sollte man dagegen laufen lassen. Leider halten wir uns nicht immer daran. Da wir grundsätzlich lieber mit Wertabschlag kaufen, fällt es uns schwer, Aktien von Unternehmen, die ihren fairen Wert erreicht haben, nicht einfach zu verkaufen. Den fairen Wert sehen wir für Unternehmen, die kaum wachsen bei einem EBIT Multiplikator von 10.

3. Qualitätsaktien
Idealerweise hält man nur Aktien, die dauerhaft eine Überrendite erzielen können (z.B. ROE 12 % und darüber) und die gleichzeitig die Möglichkeit haben, Gewinne zu reinvestieren und damit Wachstum zu erzielen. Bedauerlicherweise werden diese Aktien in der Regel deutlich zu hoch gehandelt. Diese kann man eigentlich nur nach Gewinnwarnungen oder in Marktschwächephasen (wie zuletzt im Februar 2016) kaufen. Hier bietet sich an, eine Liste mit interessanter Firmen auf Wiedervorlage zu legen (das Internet bietet hier leicht die Möglichkeit, mit E-Mailbenachrichtigungen zu arbeiten). 

4. Holdinggesellschaften 

Unserem eigenen Geschäftsmodell sind Holdinggesellschaften wie Berkshire Hathaway oder Brederode am Nächsten. Hier kommt es regelmäßig zu stärkeren Unterbewertungen, da die Börsenbewertung nur auf die aktuellen Ergebnisse und das erwartete Gewinnwachstum abstellt. Da Beteiligungsgesellschaften aufgrund der Käufe und Verkäufe schwankende Gewinne haben, sind diese tendenziell eher unterbewertet (außer sie bewerben stark die eigene Aktie).

Entscheidend ist unserer Meinung nach, ob die Gesellschaft neben einer Dividendenrendite ein Wachstum des Eigenkapitals bzw. des Nettobeteiligungswertes je Aktie erzielt. Dabei sollte man prüfen, wie vorsichtig dieser vom Management ermittelt wird. Interessant sind solche Werte, die, wie z.B. Brederode SA, in den letzten fünf Jahren bis 2016 trotz einer Dividendenrendite von rund 1,5 % ihren Buchwert je Aktie um 10,6 % gesteigert haben. Ein Aktionär erzielt damit eine Rendite von 12 %, obwohl die Aktie aktuell zu 20 % Abschlag vom Buchwert zu kaufen ist. Bleibt die Rendite nachhaltig erzielbar, wäre bei einer langfristig zugrunde gelegten Marktrendite von 8 % ein Zuschlag von 50 % zum Buchwert angemessen. Ein gutes Indiz ist ferner, dass das Management von Brederode diese Beurteilung teilt und jedes Jahr eigene Aktien zurückkauft (warum soll man als Management fremde Aktien kaufen, wenn man die eigenen viel besser kennt und diese mit deutlichem Abschlag gehandelt werden).

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